Der „perfekte“ Hund

Ich denke, dass in vielen Köpfen der Hund einer Hundetrainerin „perfekt“ ist oder einfach perfekt sein muss. Aber ist das wirklich so? Was ist perfekt? Wer ist perfekt? Was bedeutet das eigentlich „perfekt“ zu sein?

Ich nehme euch vorweg die Illusion – mein Hund ist nicht perfekt. Aber ich möchte auch nicht, dass er perfekt ist. Ohne seine „Macken“ bzw. kreative Verhaltensideen wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Ich bin froh um die Erfahrungen, die er mich machen lässt – auch wenn ich im ersten Moment echt darauf verzichten könnte. Und ich muss sagen, ihm wird dabei auch nicht langweilig, mich ständig vor neue Herausforderungen zu stellen. Dafür schult er mich in den verschiedensten Bereichen, sei es Unsicherheit, Aggression gegen andere Hunde/Menschen, eine große Jagdleidenschaft und vieles mehr. Er lässt mich dadurch immer wieder neue Trainingsmöglichkeiten ausprobieren und zeigt mir, dass es nicht möglich ist im Hundetraining nach Methode XYZ zu trainieren. Denn es gibt sehr viele Methoden und es muss  immer jeweils die passende Trainingsmethode für das Mensch-Hund Team gefunden werden. Wie könnte ich besser lernen als mit ihm?

Genau diese Erfahrungen bringen mich im Training mit dir weiter. Mit einem „perfekten“ Hund, bei dem immer alles rund läuft könnte ich nie verstehen, wie du dich in bestimmten Situationen fühlst. Dadurch, dass ich diese Situationen selbst erlebt habe, kenne ich deine Ängste, Sorgen und oft auch Verzweiflung. Ich kenne einige diese Momente, wenn der Hund pöbelnd in der Leine hängt, um einen anderen Hund bloß auf Abstand zu halten. Wenn ein 200 m entfernter Punkt am Horizont, der einen Menschen mit Hund darstellt einen ins Schwitzen bringt und schon gleich die Suche nach einem geeigneten „Versteck“ beginnt. Die Spaziergänge an abgelegene Orte zu verlegen. Oder die Panik auslösenden Gedanken, die durch den Kopf gehen, wenn der Hund plötzlich dem Reh hinterherdüst in Richtung Autobahn.

Ich kenne die Möglichkeiten mit einem schwierigen Hund umzugehen, zu trainieren und Situationen zu managen – nicht nur aus der Theorie sondern auch Live und in Farbe aus der Praxis. Und ich weiß, dass es besser werden kann.

Mit einem „schwierigen“ Hund an Gruppenkursen teilzunehmen ist auch nicht leicht. Damit die Individualdistanz des eigenen Hundes eingehalten werden und er sich entspannen kann, stellten wir uns in sicherer Distanz zu den anderen Hunden, während alle anderen zusammen sitzen konnten und die Hunde brav daneben lagen. Wirklich gut fühlte sich das nicht an. Und Spaß machte es auch nicht. Wenn mich dann noch die entsetzten und verständnislosen Blicke anderer Teilnehmer trafen, weil der eigene Hund doch einmal bellend in die Leine gesprungen ist, möchte man den Kurs einfach nur noch abbrechen. Auch diese Erfahrungen mussten wir schon machen. Agility hat uns immer Spaß gemacht, aber Training gemeinsam und doch alleine (da wir ja immer einen gewissen Abstand halten mussten) hat uns auf Dauer den Spaß genommen. Und leider habe ich nie einen Verein oder einen Kurs gefunden, indem „schwierige“ Hunde willkommen sind und ein rücksichtsvolles miteinander stattfindet.

Aus dieser Erfahrung möchte ich mein Angebot auf Mensch-Hund-Teams spezialisieren, deren Hunde aggressiv, ängstlich, nervös sind oder ein großes Jagdbedürfnis haben. Hierbei ist ein Verständnis der Problematik unabdingbar und wichtig, um dir einen Weg zu zeigen, wie du das Verhalten in kontrollierte Bahnen lenken kannst und dich mit deinem Hund im Alltag wohlfühlst.

Mir liegt es besonder am Herzen mit Teams zu arbeiten, die im Alltag nicht die Möglichkeit haben, an Gruppenaktivitäten teilzunehmen. Eben aufgrund von Aggresivität, Ängstlichkeit, großer Aufregung oder sonstigem.

Übrigens: An manchen Tagen wünsche ich mir tatsächlich einen „perfekten“ Hund. Auf Dauer würde mich das aber nicht ausfüllen. Ich brauche die Herausforderung und liebe es die Fortschritte zu sehen, die wir machen. Es schweißt uns zusammen und gibt mir die Energie, meine Erfahrungen und Wissen an dich weiterzugeben.

Es gibt ein Sprichwort, dass ich immer wieder sehr passend finde: „Man bekommt nicht den Hund den man will, sondern den Hund den man braucht“.
Denn: Die „Unperfektheit“ meines Hundes bringt mich weiter und lässt zu, empfinden zu können, wie es dir mit einem schwierigen Hund geht.